Von Günther Sigmund aus “Pocket Stories to Go”

Mieser Job

Die Jagd auf ihn war eröffnet. Ein Schuss hatte seinen Oberschenkel gestreift. Es blutete und tat höllisch weh. Doch er musste weiter, durfte nicht stehen bleiben. Wieder knallte ein Schuss. Haken schlagen, erinnerte er sich, im Trainingscamp sagte man ihnen sie sollen Haken schlagen. Wenn doch nur nicht der schwere Sack auf seinem Rücken drücken würde. Er musste weiter, immer weiter, die Ware abliefern. Auf dieses eine Ziel wurde er ausgebildet, er durfte jetzt nicht versagen. Scheiß Job, fluchte Roger. Nächstes Jahr würde er umsatteln, eine ruhige Stelle annehmen. Wie sein Cousin Linus, der war fein raus. Es knallte wieder! Weiter, nicht stehen bleiben. Wie er es doch hasste, aber es half nichts, Roger brauchte das Geld für seinen Lebensstil und die süßen Häschen. Das war der entscheidende Unterschied zu Linus: Der miese Verdienst. Dafür hatte Linus wenigstens geregelte Arbeitszeiten und drei Mahlzeiten täglich. Die üblichen Annehmlichkeiten eben in einem Streichelzoo. Der nächste Schuss verfehlte Roger nur knapp. Verdammt noch mal, er musste es schaffen, er musste doch die bunten Eier in die Nester der Kinder abliefern.